Wie kann ich meine privaten Filme professionell archivieren ?

Leider ist die professionelle Archivierung von analogem Filmmaterial mit einigem Aufwand verbunden. Dies betrifft sowohl die Lagerbedingungen (konstante Temperatur, definierte Luftfeuchtigkeit) als auch die periodische Prüfung des Materials.

Daher ist die beste Art, Filme zu sichern, deren Übergabe an entsprechend ausgestattete Dienstleister bzw. Archive. Der Kinematheksverbund mit seinen kooptierten Partnern oder der Arbeitskreis Filmarchivierung NRW sind eine gute Anlaufstelle für weiterführende Informationen. Allerdings bezieht sich deren Sammlungsauftrag in der Regel nicht auf private Filme. Private Filme, die eine gewisse historische Relevanz haben, können dem Haus dem Dokumentarfilms angeboten werden.

In vielen Fällen hilfreicher sind die zahlreichen Initiativen, die unter bestimmten Voraussetzungen analoge Filme archivieren und/oder digitalisieren wie etwa „Digit – Dein Archiv des analogen Alltags“ des WDR oder „Wir waren so frei… Momentaufnahmen 1989/1990“ der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen. Auch der Home Movie Day, der in Deutschland an unterschiedlichen Orten statt findet, gehört dazu. Im Jahr 2012 wurde er veranstaltet von Screenshot (Berlin), der FilmWerkstatt (Bielefeld), Herbert Schmelzer in Freiburg und dem LWL-Medienzentrum für Westfalen (Münster)/Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie. Allerdings bedeutet hier die Digitalisierung nicht immer auch eine Archivierung. Dies ist individuell zu klären.

Bleibt als letzte Option doch nur die häusliche „Archivierung“. Hierzu existieren zumindest einige Hilfestellungen und Empfehlungen aus dem angloamerikanischen Raum. Wichtigster und oftmals vergessener Punkt ist die regelmäßige Prüfung des Materials. Nur so können erste Probleme rechtzeitig bemerkt und entsprechend gehandelt werden.

Verfolgt werden sollte auch die aktuelle Diskussion um Schadstoffe in Filmen, die während der Archivierung entweichen. Ein Interview hierzu ist in Vorbereitung.

Das Image Permanence Institute (IPI), ein nichtkommerzielles Institut des Rochester Institute of Technology, stellt online ein Tool bereit, um den Einfluss von Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu bewerten. Diese Angaben sind sicher mit Vorsicht zu betrachten, da beispielsweise Temperaturschwankungen und weitere Faktoren gar nicht berücksichtigt werden, doch sind sie ein erster Anhaltspunkt.

Die Association of Moving Image Archivists (AMIA), der große amerikanische Dachverband der Filmarchivare, hat ein Projekt unterstützt, das sich auch der privaten Archivierung annimmt. Der Home Film Preservation Guide  fasst die wichtigsten Empfehlungen für die private Archivierung zusammen. Hier findet man auch konkrete Angaben zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Ebenfalls nicht unwichtig ist die Dokumentation der Kodak Codes auf dem Randstreifen für die Bestimmung des Produktionszeitraumes.

Um nicht missverstanden zu werden: Eine private Archivierung ersetzt keine professionelle Archivierung, aber sie ist die bessere Alternative zu fehlenden oder falschen Konzepten bzw. Archivierungsmöglichkeiten.

Aus dem professionellen Bereich sind einige Publikationen inzwischen frei verfügbar, wovon „The Film Preservation Guide“ der National Film Preservation Foundation (San Francisco) sicherlich die wichtigste ist. Der Führer steht als Buch oder kostenloses PDF (mit der Bitte um Spenden) zur Verfügung.